Page 38 - Nachhaltigkeitsbericht 2014
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Dieser niedrige Anteil der Gesellinnen und weiblichen Auszubildenden ist alarmie- rend. Leicht lässt sich nämlich an der großen Anzahl der geschäftsführenden Meisterinnen erkennen, dass der Beruf der Rauchfangkehrerin hervorragend für Frauen geeignet ist und dies nicht nur für die Büroarbeiten, die – wie in vielen an- deren Branchen auch – fast zu 100 % von Frauen ausgeführt werden. Viele Arbeiten, die Rauchfangkehrerinnen durchzuführen haben, sind körperlich sicherlich nicht zu schwer. Die gesundheitlichen Risiken sind, wie oben bereits gezeigt, gering und die Arbeitszeiten erlauben es sehr gut, Fami- lie und Beruf zu vereinen.
Viele der Meisterinnen haben Kinder und konnten auch während der Schwanger- schaften ihren Beruf mit einigen wenigen Einschränkungen sehr gut ausüben, keines der Kinder hat bisher irgendwelche Krank- heitserscheinungen dadurch entwickelt. Im Gegenteil, viele Töchter machen es ih- ren Müttern gleich und erlernen ebenfalls den Beruf der Rauchfangkehrerin.
Die Erfahrung zeigt also, dass die werden- den Mütter unter den Rauchfangkehrerin- nen gerne solange ihrer Arbeit nachgehen wollen, wie dies die Schwangerschaft er- laubt, was natürlich auch für ihre Arbeit- geberInnen von Vorteil ist. Im gemeinsa- men Einverständnis gab es auch bisher keine nennenswerten Probleme.
Ein eigenes Sicherheitsdokument für werdende Mütter, das wir ebenfalls 2014
an die oben genannten Messungen des Arbeitsinspektorats angepasst haben, gibt Aufschluss darüber, welche Arbei- ten unter welchen Einschränkungen von Schwangeren durchgeführt werden kön- nen – vorausgesetzt natürlich, dass keine gesundheitlichen Schwierigkeiten, die ein Arbeitsverbot rechtfertigen, auftreten.
Umso befremdlicher ist es daher, dass ausgerechnet die ArbeitsmedizinerInnen der Arbeitsinspektorate vehement auf ein sofortiges Arbeitsverbot für schwangere Rauchfangkehrerinnen in ihrem Berufsbild drängen. Ihrer Vorstellung nach sollten sie Büroarbeiten verrichten, für die sie nicht ausgebildet wurden. Da auch im Rauch- fangkehrergewerbe ein eklatanter Mangel an Fachkräften vorherrscht, reißt dieses unbegründete Vorgehen, das auch nicht näher erklärt wird, eine große Lücke in die meistens aus 4 bis 5 MitarbeiterInnen bestehenden Arbeitsteams und stellt so deren Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen vor fast unbewältigbare Probleme. Dazu kommen ständige Androhungen gerichtli- cher Verfahren durch die Arbeitsinspekto- rate, anstatt dass konstruktive Gespräche gesucht werden. Es ist daher nur zu ver- ständlich, dass die Betriebe aus Angst da- vor, Schwierigkeiten zu bekommen, immer weniger Mädchen als Lehrlinge ausbilden und Gesellinnen einstellen. Das Vorgehen der Arbeitsinspektorate führt daher unwei- gerlich zu einem Aussterben des Berufs- bildes RauchfangkehrerIn, was wohl kaum im Sinne des Gesetzgebers sein kann.
Team der Firmen Karin Hohenberger und Alice Hohenberger-Essl
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